Ich heiße Jeannette Bastian
und "befahre" seit über 6 Jahren die Donau Richtung Wien. Mal mit dem
Fahrrad, mal mit Rollerblades, mal 4 Tage, mal 14 Tage, mal bis Wien, mal nur
Teilabschnitte. Aber jedes Mal mit einer großen Freude und Sehnsucht auf das
nächste Mal. Und so kenne ich auch schon viele Gästehäuser und regionale
Spezialitäten, die ich immer wieder genieße. Die Donau ist für mich ein
Kraftort.
Diesmal habe ich mir den
Donausteig vorgenommen. Warum auch nicht mal von oben die Donau genießen und
auch mal die nähere Umgebung der Donau zu Fuß persönlich erkunden. Der
Donausteig lädt dazu direkt ein. Es war die richtige Entscheidung. Ich habe mir
7 Etappen vorgenommen mit jeweils ca. 20 km. Ich habe mir keine Bücher gekauft,
sondern nur einen zweiseitigen Plan mitgenommen mit den wichtigsten Stationen.
Ich hatte einen 8kg schweren Rucksack mit, der mich manchmal zu Verzweiflung
brachte.
Es war ein einmaliges
Erlebnis, dass ich wiederholen werde. Die Nordseite will ja auch bewandert
werden. Wer keine touristischen Pfade gehen möchte, keine spektakulären
Sehenswürdigkeiten erwartet und das Ursprüngliche sich wünscht ist auf dem
Donausteig genau richtig. Ich habe leider wenig andere Wanderer getroffen,
dafür nette Wirtsleute, die einen herzlich aufgenommen haben und mit regionalen
Speisen verwöhnt haben.
Warum immer der "Camino
de Santiago"? Der Donausteig ist viel schöner und hat es verdient,
bewandert zu werden! Davon können Sie sich in den nächsten
Etappenbeschreibungen überzeugen.
1. Etappe Passau - Kasten
Meine Donausteigwanderung
begann leider mit Nieselregen. Aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes
Wetter. Gestartet bin ich in Passau vom Hostal am Rindermarkt (sehr
empfehlenswert für eine Nacht). Die ersten Kilometer gehen direkt am Radweg
entlang auf der rechten Donauseite. Das erste Tagesziel war der Ort an der
Donau: Kasten. Nach der Grenzüberquerung ging es hoch zum Restaurant Blass. Die
Aussicht auf die Spitze von Passau konnte man nur erahnen oder sich an den
aufgestellten Schönwetter-Fotos erfreuen. Der Nieselnebel war zu dicht für den
wundervollen Blick auf die Stadt. Von dem Gasthaus Blass ging es wieder bergab
und ein paar Kilometer auf dem Fahrradweg. Der nächste Aufstieg hatte es in
sich.
Man wandert am Donausteig
durch ein sehr liebliches Gebiet: Wiesen und Felder, kleine Bäche, abgelegene
oder verlassene Bauernhöfe. Ich bin keinem Menschen begegnet, auch keinem
Wirtshaus. War aber darauf mit Proviant vorbereitet. Man muss ein bisschen die
Schilder im Auge behalten, sonst kommt man vom Weg ab. Ich habe diese Ruhe sehr
genossen. Zum Schluss geht es wieder bergab ins Donautal nach Kasten. Diesem
kleinen Umweg sollte man unbedingt machen, wenn man am Abend verwöhnt werden
will. Nach 25km (mit kleinen Umwegen) empfing mich die Pension-Wirtin mit Schuhheizung
und einem Weltklasse-Kaiserschmarrn. Das Gästehaus Donautal weiß was hungrige,
kraftlose Wanderer brauchen.
So liebe ich es: Wandern in
der Natur mit netter Bewirtung.
2. Etappe Kasten - Engelhartszell
So wie der letzte Tag endete,
so begann der neue Tag: Mit einem opulentem Essen in der Pension Donautal. Das
Frühstück braucht man auch für den Anstieg nach Vichtenstein. Der Weg ist sehr
steil, aber kurz, so dass man es nach 1 Stunde geschafft hat. Die Burg
Vichtenstein lud zum Verweilen und Auftanken ein. Der Regen hörte auch auf und
es war nur noch bewölkt. Weiter ging es wieder durch schöne Wälder mit vielen
Bächen entlang des Weges. Ich traf auch auf eine "Waldoase", mit einem
angelegtem Teich und kleinen Wasserspielen. Es ist wirklich idyllisch und man
hört nur die Vögel zwitschern, kann Rehe beobachten und den Hasen beim Rennen
zuschauen.
Mit dem Haugstein hat man den
höchsten Gipfel des Sauwaldes "erklommen". Die nächsten Kilometer
waren sehr meditativ, weil es neben der Jagabild-Kapelle einen Kreuzweg gibt,
der bis zum Ort Stadl führt. Lag es am Kreuzweg oder an der Ruhe. Ich war im
Flow und lief nur noch dahin - leider auch ein wenig falsch, weil ich die
Schilder übersehen habe. Aber alle Wege führen wieder auf den Steig zurück.
Nach dem Ort Stadl hat man bereits erste Ausblicke auf das Donautal. Der Himmel
riss auch auf und ich freute mich auf Engelhartszell.
Die nächste Pension in
Engelhartszell war eine "Perle unter den Pensionen" - das
Romantikhaus "Hufschmiede". Wieder eine sehr herzliche Begrüßung und
ein geschichtsträchtiges Haus erwarteten mich. Ohne Pause ging ich aber sofort
in das Stift, um das bekannte Trappisten-Bier zu kaufen. Mit dem fast 10% -igem
Bier ließ es sich gut schlafen.
3. Etappe rund um die Schlögener Schlinge
Die Sonne weckte mich und
heute genoss ich die Vorzüge der Donau: Ich fuhr am Morgen ein Stück Weg mit
dem Schiff bis zur Schlögener Schlinge. Ich legte sozusagen einen
"Zero-Day" ein und wanderte dort weiter ohne Gepäck auf dem Rücken.
Eine Befreiung für meine Knochen. Die Donauschlinge sollte man wirklich
auskosten.
Hier trifft man auch wieder
auf Leute, Gleichgesinnte, die ein wenig wandern. Natürlich ging es gleich auf
die Kanzel, dem bekanntesten Aussichtspunkt der Donauschlinge. Schön, wieder
auf Menschen zu treffen. Jedoch auch Foto-Stau auf dem Aussichtspunkt.
Mein
Ziel war es entlang dem Höhenweg bis Inzell zu gehen und dort beim Ziegen-Peter
zu jausen. Darauf freute ich mich schon seit Wochen. Nach dem Aussichtpunkt
läuft man wieder ein wenig durch Wiesen und Wald. Schön steinig und natürlich
ist der Weg. Und man hat immer die Donau unter den Füssen fest im Blick. Ein
traumhafter Weg. Leider am Ende des Weges die große Enttäuschung. Den
Ziegen-Peter gibt es nicht mehr. Wahrscheinlich auch ein Opfer des Hofsterbens.
Das Hofsterben war schon die letzten Tage präsent. Ich habe viele verlassene
Höfe gesehen. Leider gab es in Inzell keine Alternative zu Peters-Jause. Nur
Gasthöfe mit Schnitzelkarte.
So lief ich zurück zur
Schlögener Schlinge und machte Brotzeit im gleichnamigen Hotel. Die Aussicht
und der Service machte die Enttäuschung wieder wett. Ich hatte einen
traumhaften Abend an der Schlögener Schlinge. Es war Romantik pur. Eigentlich
wollte ich diesen Ort nicht verlassen...
4. Etappe Schlögener Schlinge - Aschach
Heute habe ich in der
Freizeitanlage Schlögener Schlinge geschlafen. Wieder mit einem super Frühstück
gestartet. Heute ging weiter ins Eferdinger Becken nach Aschach. Zuerst musste
man wieder den Berg erklimmen. Was jedoch nach 15 Minuten bereits geschafft war.
Dann führte der Weg ins Hinterland nach Haibach. Die Wiesen waren so grün und
der Himmel so blau, dass man sich kaum satt sehen konnte. Ab dem Aussichtspunkt
war ich wieder allein unterwegs. In Haibach konnte ich Proviant nachkaufen und
dann ging es oberhalb der Donau weiter. Immer wieder konnte man einen Blick in
die Donauschlingen erhaschen. Man wanderte aber immer im Schatten der Bäume. Ca.
10 km vor Aschach muss man aber auf der Straße laufen, entlang der kleinen
Bauernhöfe. Wurde dann ein bisschen heiß, aber viele kleine Parkbänke luden zum
Verweilen ein. Kurz vor Aschach gab es noch eine kleine Jausenstation, die ich
natürlich nutzte. Aschach ist ein hübsches Donaustädchen mit einer
"Flanier-Meile". Jedoch waren meine Füße zu müde, um noch weitere
Wege zu gehen. So hatte ich Glück, ein Zimmer in einer Pizzeria zu bekommen.
5. Etappe Aschach – Bad Kreuzen
Heute teilt sich die Strecke.
Ich laufe nach Eferding und fahre dann mit dem Zug nach Grein. Die Vororte von
Linz und die schöne Gegend nach Linz spare ich mir für eine weitere Tour auf.
Von Aschach nach Eferding ging
es zunächst an der Donau entlang. Wie oft bin ich diesen Weg schon gefahren -
mit Rad und Skates? Diesmal zu Fuß und ich konnte die gleiche Kraft spüren, die
von der Donau ausging. Leider ging es dann der Straße entlang weiter. Das war
nicht sehr schön, aber auch nur ein kurzes Stück. Nachdem ich den Bahnhof in
Eferding erreicht hatte, konnte ich mich im Zug 2 Stunden ausruhen.
In Grein erwartete mich ein
grandioser Blick auf die Donau. Dieses Gebiet nennt man Studengau. Ich wollte
das Flair noch ein wenig genießen, bevor ich nach Bad Kreuzen laufe. So genoss
ich noch ein paar Stunden in Grein. Der Weg nach Bad Kreuzen führt zuerst an
einer Straße entlang, jedoch hat man immer wieder einen schönen Blick ins Tal.
Dann geht es wieder einen Waldweg entlang, bis man zur Jausenstation
"Speckalm" kommt. Ein MUST auf dem Donausteig. Die Jause war das
Beste, was ich je gesehen und gegessen habe. Nach der Jause kommt die
Wolfsschlucht, die direkt nach Bad Kreuzen führt. Bad Kreuzen hat eine
wunderschöne Burg und liegt sehr schön oberhalb des Tales, so dass man am
Morgen den Nebel im Donautal sehen konnte. Die Speckalm war auch am Abend mein
Ziel, obwohl ich noch einmal die 90 Minuten zu Fuß durch die Wolfsschlucht
gehen musste.
6. Etappe Bad Kreuzen – Waldhausen
Heute stand die schönste, aber
auch schwerste Etappe vor mir. Schwer sicherlich, weil die Füße langsam müde
waren. Schön, weil es eine einmalige Gegend war, die mich sehr berührte.
Zuerst führte der Weg entlang
eines Kneipp-Weges. Das heißt, links und rechts ein kleiner Bach, der zum
Kneippen einlud. Die Füße dankten es mir. Dann wurde es gebirgiger und ich
wanderte wieder über viele Wiesen und Felder. Diesmal ist der Weg nur aus der
anderen Richtung ausgeschildert. Das führte zu ein paar Irrwegen, aber der
Instinkt half auch ein bisschen. Durch die leicht hügelige Landschaft ging es
immer wieder Bergauf und Bergab. Mein Ziel war diesmal ein Bauernhof in Bad
Kreuzen Dörfl 18.
Nach einer Rast in der
Aumühle, wo ich wieder auf Menschen traf, trat ich die letzten Kilometer an.
Der Weg führte an vielen großangelegten Bauernhöfen vorbei und man konnte den
Bauern bei ihrer Arbeit zu schauen. Leider war mir nicht bewusst, dass ich
bereits durch Dörfl lief. So auch an meinem Bauernhof, der 8 km entfernt von
Waldhausen lag. Das fand ich sehr schade. Ich habe mich schon so auf den Abend
gefreut. Jedoch 8 km zurück gingen nicht mehr. So suchte ich mir in Waldhausen
eine Unterkunft, was an einem Sonntagabend nicht so einfach war. Jedoch durfte
ich in dem Gasthof, wo ich untergekommen bin, noch eine Maibaumversteigerung
miterleben.
7. Etappe Waldhausen – St. Nikola
Heute habe ich die Route nach
St. Nikola ein wenig geändert. Mir hat die Gegend am vorherigen Tag zu gut
gefallen, so dass ich nicht direkt den Donausteig über Sarmingstein gelaufen
bin, sondern über die Stillensteinklamm nach St. Nikola. Leider war die Klamm
ohne nennenswertes Wasser, aber noch einmal die Waldluft schnuppern, bevor man
wieder an der Donau ist, tat mir gut. Ich wollte den Tag ruhig angehen, weil es
auch der letzte Tag ist. Morgen geht es zurück mit dem Zug.
Am Anfang oder auch Ende der
Klamm gibt es eine Jausenstation mit allen regionalen Spezialitäten vom
Donausteig. Dort habe ich mich noch einmal mit Ziegenkäse satt gegessen.
In St. Nikola gab es eine
große Wiedersehensfreude mit meinen Lieblings-Wirtsleuten an der Donau: Familie
Wegerer vom Wörthbauer. Begrüßung mit Kaffee und Kuchen und chillen im Garten.
Anschließend gab es die regionale Spezialität "Saumeise". Ein
gelungener Abschied von der Tour.
Mehr Informationen zum Donausteig: www.donausteig.com